Key Art; Ohne Logo (My Friend Pedro)

Ich bin kein Fan von Browser-Spielen, habe aber sehr viel Zeit mit dem Puzzler Zookeeper und der 2D-Ballerei My Friend Pedro verbracht. Letzteres wurde kürzlich neu aufgelegt und präsentiert sich nun in zeitgemäßer Polygon-Grafik. Allerdings ist es nicht die Technik, die My Friend Pedro von Deadtoast Entertainment zum Pflichtkauf macht, sondern das absolut durchgeknallte Gameplay.

Ihr erwacht als maskierter Unbekannter in einem kargen Raum und werdet von einer sprechenden Banane aufgefordert, böse Buben zu töten. Die Story spielt eher eine nebensächliche Rolle, stattdessen liegt der Schwerpunkt auf stylisher Baller-Action mit viel Bullet-Time-Ästhetik. Spielerisch ist My Friend Pedro sehr viel intelligenter, als es auf den ersten Blick vermuten lässt. Während ihr zu Beginn nur mit Pistolen bewaffnet durch die Gegend hetzt, werden im Laufe der Zeit nicht nur das Waffenarsenal, sondern auch das Gameplay um neue Elemente erweitert.

In Endeffekt rennt ihr von links nach rechts und versucht das Ende des Levels lebend zu erreichen. Sobald die Mechanik aber in Fleisch und Blut übergeht, möchte man die Feindesschar besonders effizient und kreativ beseitigen, um den Punktemultiplikator in die Höhe zu treiben. Das Spiel bietet euch innerhalb seiner streng abgesteckten Grenzen sehr viele Freiheiten und belohnt extravagante Kills mit einem höheren Ranking. Bei mir führte das zu einem beinahe zwanghaften Ritual: Jedes Level wurde so lange wiederholt, bis das S-Ranking über den Screen flimmerte.

Kreative Schlachtplatte

Ihr könnt Feinde mit Pistolen, Uzis und Schrotflinten perforieren, Explosionen verursachen, Messer und Körperteile durch die Gegend kicken, rollende Fässer als Dampfwalzen einsetzen und das ist nur der Anfang. Mal rauscht ihr auf dem Skateboard durch die Gegend, dann sorgt ihr auf einem Motorrad für Chaos und selbst die grauen Zellen werden regelmäßig beansprucht. Beispielsweise gibt es zahlreiche Schalterrätsel, die vielleicht nicht super-anspruchsvoll sind, das Spiel aber angenehm entschleunigen. Häufig geht es darum, Hebel umzulegen, um Plattformen zu bewegen und Türen zu öffnen. Es ist einfach motivierend, die richtige Reihenfolge und das richtige Timing herauszufinden.

Das Geballer selbst gibt euch ebenfalls hier und da Rätsel auf, vor allem, wenn es um Feinde geht, die sich nicht in direkter Schusslinie befinden. Beispielsweise könnt ihr gusseiserne Pfannen in die Luft kicken und unter Beschuss nehmen, um Gegner mit Querschlägern zu plätten. In manchen Levels befinden sich auch spezielle »Reflektoren«, mit denen ihr wahre Projektilkettenreaktionen auslösen könnt. Es macht unheimlich Spaß, die beste Taktik herauszufinden, um möglichst viele Gegner mit möglichst wenig Munition zu killen.

Damit die Herausforderung nicht nachlässt, wird mit zunehmender Spieldauer nicht einfach der Schwierigkeitsgrad erhöht, sondern es werden neue Gemeinheiten aus dem Hut gezaubert. Was mir persönlich sehr gut gefallen hat, waren die Abschnitte mit den Alarmanlagen. Hier versuchen die Feinde, Alarmschalter zu aktivieren, um Verbündete zu rufen und Selbstschussanlagen zu aktivieren.

In regelmäßigen Abständen werdet ihr außerdem mit Boss-Kämpfen konfrontiert, die Spaß machen, aber keine besonderen Höhepunkte oder Herausforderungen bereithalten. Kurz: Sie lockern das Ganze auf und könnten mehr Spektakel sowie Feinschliff vertragen. Dasselbe gilt übrigens für die Animationen der Spielfigur, welche manchmal etwas seltsam und unnatürlich erscheinen. Am Level-Design muss ich auch herummäkeln, denn gerade in der zweiten Spielhälfte gibt es ein paar Umgebungen, die eintönig wirken. Vor allem die Kanalisation fand ich ziemlich durchwachsen, aber glücklicherweise bleibt die Action immer haarsträubend genug, um bis zum Finale zu motivieren.

Genau das erwarte ich von einem guten Action-Game!

Fazit: Manche meiner Kollegen halten die relativ kurze Durchspielzeit (etwa 5 bis 6 Stunden) für kritikwürdig, aber das kann ich nicht nachvollziehen. Ich habe viele Abschnitte mehrmals gezockt, um mein Ranking zu verbessern, darum war ich locker doppelt so lange beschäftigt. Zumal ich My Friend Pedro als kurzen Bullet-Time-Snack für zwischendurch genieße. Länger als eine halbe Stunde kann ich es nicht am Stück spielen, weil mein altes Herz die Aufregung nicht mehr verträgt und genau das erwarte ich von einem guten Action-Game!