Epic und Rocket League

»How far will you go?« – Wie weit wirst du gehen? Diese Frage prangt am Ende des aktuellen Trailers für den Rocket Pass 3 des Actionspiels Rocket League – und wie sich herausstellt, gehen die Fans des Spiels aktuell ziemlich weit. Wirft man nämlich aktuell einen Blick auf die Steam-Seite von Rocket League, bemerkt man neben der Angabe zur durchschnittlichen Nutzerbewertung ein kleines Sternchen: »Wir haben eine große Anzahl Reviews entdeckt, die für dieses Spiel untypisch sind. Ungewöhnliche Zeiträume, in denen solche Reviews verfasst werden, reflektieren möglicherweise nicht, wie gut das Spiel Spielern gefällt und werden standardmäßig von der Bewertung ausgeschlossen«, heißt es dort. Wer sich ein wenig mit den Review-Strukturen von Steam auskennt, weiß: Hierbei handelte es sich um eine klassische Form von Review-Bombing – eine Methode wütender Fans, die Entwickler eines Spiels für bestimmte Entscheidungen abzustrafen, indem sie massenweise negative Bewertungen auf Steam hinterlassen. Ein besonders prominentes, jüngeres Beispiel für Review-Bombing bietet Metro Exodus, das wegen seiner nachträglichen Epic-Store-Exklusivität die Wut der Community auf sich zog.

Nun hat es also auch Rocket League getroffen. Die Gründe dafür, dass Fans den Titel auf Steam mit negativen Wertungen überhäufen, fallen zwar etwas komplexer aus als im Fall von Metro Exodus – allerdings lassen sie sich auf denselben gemeinsamen Nenner eindampfen: Epic Games. Letztere haben nämlich kürzlich Psyonix aufgekauft, die Entwickler von Rocket League. Dieser Deal wiederum veranlasste viele Fans zu der Sorge, dass ihr geliebtes Action-Sportspiel von Steam verschwinden und exklusiv im Epic Store landen könnte – exzessives Review-Bombing war die Folge. Steam verzeichnet allein für den 2. Mai 2019 eine Summe von 1918 negativen Reviews.

Steam selbst hat zügig reagiert und die entsprechenden Bewertungen aus der durchschnittlichen Nutzerwertung von Rocket League herausgerechnet. Zwei Dinge machen diesen Fall von Review-Bombing trotzdem bemerkenswert: Erstens hat Steam nicht immer derart schnell auf derartige Negativwertungen reagiert – schließlich kritisierte Epic-CEO Tim Sweeny vor einigen Monaten selbst indirekt den inadäquaten Umgang Steams mit dem Problem Review-Bombing auf Twitter.

Dass Steam jetzt doch so zügig eingreift, zeigt, dass die Konkurrenz mit Epic Druck auf Steam ausübt.

Rotes auto mit Ball (Rocket League)

Zweitens handelt es sich bei dem Review-Bombing von Rocket League insofern um einen besonderen Fall, weil – anders als bei Metro Exodus oder auch Borderlands 3 – noch gar nicht endgültig fest steht, ob das Spiel wirklich irgendwann nur noch über den Epic Store erhältlich und spielbar sein wird. Denn einer offiziellen Pressemeldung zufolge wird Rocket League weiterhin auf Steam verfügbar bleiben, auch wenn das Spiel langfristig auch im Epic Store erscheinen soll. Psyonix schreibt wortwörtlich:

»Wir möchten klarstellen […]: Rocket League ist und bleibt auf Steam verfügbar. Jeder, der Rocket League auf Steam besitzt, kann es immer noch spielen und sich auf kontinuierlichen Support freuen.«

Diese Darstellung wirkt zugegebenermaßen etwas schwammig formuliert. Zwar spricht Psyonix von kontinuierlichem Support der Steam-Version (die im Gegensatz zu einer potenziellen Epic-Store-Version auch Linux als Plattform unterstützt) – wie lange dieser aber anhält beziehungsweise ob Fans das Spiel auch weiterhin auf Steam kaufen können und ob sich Epic nicht doch irgendwann entscheidet, das Spiel exklusiv im eigenen Store anzubieten, bleibt offen. Fans von Rocket League befinden sich deshalb in einer schwierigen Lage, weil sie einer unsicheren Zukunft entgegensehen. Sollten sich Epic und Psyonix aber langfristig für eine Epic-Store-Exklusivität entscheiden, haben sie mit dem Review-Bombing auf Steam zumindest bereits einen Vorgeschmack darauf erhalten, was passiert, wenn man Videospielfans eine lieb gewonnene Sache wegnimmt.