Almond, Nebula Blue und Mirror Gray (OnePlus 7 Pro)

Ich mag große Smartphones. Samsungs Galaxy-Note-Serie zum Beispiel oder das Nex S von Vivo. Alles unter 6 Zoll Display-Diagonale ist mir suspekt. Der Screen des OnePlus 7 Pro misst stolze 6,67 Zoll und das Gehäuse (162,6 x 75,9 x 8,8 mm) trägt ebenfalls dick auf. Das neue Flaggschiff bringt tatsächlich 206 Gramm auf die Waage. Damit ist es sogar etwas schwerer als Samsungs Galaxy Note 9, das mit einem Stylus für händische Bildschirmnotizen ausgestattet ist. Langer Rede, kurzer Sinn: Das OnePlus 7 Pro ist nichts für kleine Hände. Ich habe es unterschiedlichen Personen gezeigt und nur die wenigsten konnten es einhändig bedienen. Das ist aber kein Kritikpunkt, denn es gibt genügend Menschen, die großzügig dimensionierte Touchscreens begrüßen – mich eingeschlossen.

Was mich selbst nach einer Woche Dauernutzung total baff macht, ist die Qualität des AMOLED-Displays. Dank seiner Pixeldichte von 516 ppi (3.120 x 1.440 px) kann es in puncto Schärfe mit dem viel gelobten Samsung Galaxy S10+ mithalten. Die Leuchtdichte ist mit 416 cd/m² (manuell) und 585 cd/m² (automatisch) ebenfalls auf Top-Niveau. In Sachen Bildwiederholrate wischt das OnePlus 7 Pro sogar mit Samsungs Top-Modell den Boden auf. Nicht nur 60 Hz, sondern superflüssige 90 Hz stehen euch zur Verfügung. Klingt jetzt nicht unbedingt nach einem riesigen Sprung, doch in der Praxis ist der Unterschied enorm. Von der erhöhten Bildwiederholfrequenz profitiert ihr nicht nur beim Spielen, sondern auch beim Scrollen durch Menüs oder Webseiten. Es ist einfach butterweich und eine gravierende Verbesserung, gerade wenn man viel Zeit mit seinem Smartphone verbringt. Das Razer Phone konnte ja bereits im Dezember 2017 mit einem 120-Hz-Display glänzen, hatte aber in anderen Bereichen gravierende Schwächen. Damals dachte ich: »Warum baut niemand so ein schnelles Display in ein richtig geiles Smartphone?« Jetzt ist es endlich soweit.

Maximaler Komfort

Habt ihr unseren Hardware-Jahresüberblick 2018 gelesen? Darin habe ich das Vivo Nex S abgefeiert, eines der ersten Smartphones mit In-Screen-Fingerabdruck-Sensor und motorisierter Pop-Up-Kamera. Das OnePlus 7 Pro ist ebenfalls damit ausgestattet, allerdings in deutlich fortschrittlicher Ausführung. Der optische Fingerabdrucksensor befindet sich in der unteren Displayhälfte, arbeitet absolut präzise und verzögerungsfrei. Selbst bei starker Sonneneinstrahlung wurde mein Fingerabdruck auf Anhieb erkannt und das Display entsperrt. Die Pop-Up-Kamera (16 MP) sitzt in einem motorisierten Modul und fährt blitzschnell aus dem Gehäuse, sobald sie benötigt wird. Deshalb kann auf eine hässliche »Notch« verzichtet werden und das sorgt wiederum für ein beachtliches Screen-to-Body-Verhältnis. Der superschmale Rahmen lässt das Display noch mächtiger wirken.

Das OnePlus 7 Pro schmeichelt aber nicht nur dem Auge. Die Stereo-Lautsprecher (mit Dolby Atmos-Zertifikat) sind angenehm klar und erzeugen ein schönes Gefühl der Räumlichkeit. Voll aufgedreht wird der Sound etwas schrill, aber bei vernünftigen Lautstärken kann sich das OnePlus 7 Pro wirklich hören lassen. Ein Kopfhörer-Anschluss fehlt übrigens, aber dank aptX-HD-Support gibts astreinen Bluetooth-Klang. Extrem-Audiophile, die auch unterwegs nicht auf verkabelten High-End-Kopfhörer verzichten können, greifen sowieso auf einen dedizierten Portable-Audio-Player zurück.

Vorderseite (OnePlus 7 Pro)

Dennoch würde ich das neue OnePlus-Flaggschiff jedem anderen Smartphone da draußen vorziehen.

Kurz ein paar trockene Fakten zum Innenleben des OnePlus 7 Pro. Es ist mit einer Snapdragon-855-CPU, 4.000 mAh-Akku und superschnellem UFS 3.0-Speicher bestückt. Das von uns getestete Modell verfügt über 12 GB RAM sowie 256 GB Speicher und geht für 829 EUR über die Ladentheke. Das ist nicht wenig Geld, aber gemessen an seiner Ausstattung ist das OnePlus 7 Pro immer noch günstig – vor allem im Vergleich zur Konkurrenz. Der physische Schalter zum Wechsel zwischen den Modi »Klingeln«, »Vibrieren« und »Vollständig lautlos« darf bei einem OnePlus-Phone natürlich nicht fehlen.

Performance-Monster

Dieses Smartphone ist für maximale Performance optimiert und während unseres gesamten Testzeitraums kam das Ding nicht ein einziges Mal ins Schwitzen. Selbst technisch anspruchsvolle Apps und Games laufen absolut flüssig, während die Gehäusetemperatur auch unter extremer Belastung nur leicht zunimmt.

Der Akku macht selbst nach einem Tag mit ausgiebiger Nutzung nicht schlapp. Ich hatte abends immer mindestens 35 % Power übrig und dank Schnellladefunktion war das Ding nach 30 Minuten wieder voll. Den Akku des OnePlus 7 Pro von 0 auf 100 % zu laden, nimmt rund 70 Minuten in Anspruch. Da kann man echt nicht meckern.

Dass keine Wireless-Charging-Funktion an Bord ist, kotzt mich extrem an. Natürlich ist das OnePlus 7 Pro mit einem USB-Type-C-Anschluss ausgestattet und dementsprechend unkompliziert anzustöpseln, aber gerade bei einem derartigen Ausstattungs-Monster wirkt ein Verzicht auf Wireless Charging umso unverständlicher. Wenn wir schon bei den Negativ-Punkten sind: Die meisten Top-Smartphones besitzen eine IP-Zertifizierung, die den Grad der Wasserdichtigkeit und den Schutz vor Staub und anderen Partikeln bescheinigt. Das OnePlus 7 Pro kann keine derartige Zertifizierung vorweisen, doch laut Hersteller soll es trotzdem wasserdicht sein. Auf das teure Prüfsiegel habe man aus Kostengründen verzichtet, um das Gerät günstiger anbieten zu können. Nennt mich einen Spießer, aber bei einem Premium-Produkt dieser Preisklasse hätte ich schon gerne etwas detailliertere Angaben und nicht einfach nur »Ja, es ist wasserdicht, aber wir können für nichts garantieren.«

Nebula Blue; Kamera (OnePlus 7 Pro)

Supersolide Kamera

Ich bin Besitzer eines Huawei P30 Pro und auch das Google Pixel 3 XL wird regelmäßig genutzt. Beide Geräte sind in Sachen Kamera-Qualität absolute Spitzenklasse. Das Pixel 3 besonders natürliche Bilder, während das P30 Pro bei Nacht- und Zoom-Aufnahmen die Nase vorne hat. Das OnePlus 7 Pro liegt fototechnisch irgendwo dazwischen. Auf der Rückseite ist ein Kamera-Trio untergebracht, das mit bis zu 48 Megapixeln auflöst und erstklassige Point & Shoot-Ergebnisse zaubert. Einfach draufhalten, Auslöser betätigen und irgendwie kommt immer ein gutes Bild raus. Neben dem Hauptsensor hat OnePlus eine Telekamera (8 MP) mit dreifachem Zoom sowie eine Weitwinkelkamera (16 MP, 117 Grad) integriert. Ein optischer Bildstabilisator fehlt ebenso wenig. Bei schlechten Lichtverhältnissen ist ein leichtes Bildrauschen nicht von der Hand zu weisen und bei Weitwinkelaufnahmen saufen mit Vorliebe dunklere Bildbereiche ab. Unterm Strich kann die Kamera-Leistung also nicht mit den beiden Spitzenreitern mithalten, doch Platz 3 auf der Kamerabestenliste ist ja auch nicht schlecht.

Fazit: Das OnePlus 7 Pro ist ein hervorragendes Smartphone mit einzigartigen Features. Selbst die teuerste Variante ist mit einem Preis von 829 EUR noch günstiger als deutlich schlechter ausgestattete Konkurrenzmodelle. Im Vergleich zu seinem superflüssigen 90-Hz-Screen wirken andere Smartphone-Displays geradezu langsam und veraltet. Bei früheren OnePlus-Modellen war die Kamera-Performance häufig durchwachsen, doch davon kann beim OnePlus 7 Pro keine Rede sein. Dass IP-Zertifizierung und Wireless-Charging fehlen, trübt den extrem positiven Gesamteindruck, dennoch würde ich das neue OnePlus-Flaggschiff jedem anderen Smartphone da draußen vorziehen.