5 Kinder (Friedhof der Kuscheltiere)

Ich gucke Filme gerne in der Originalsprache und mittlerweile gibt es Kinos, die entsprechende Vorführungen anbieten. Leider finden diese meist in kleineren Kinosälen statt, die nicht ganz so opulent ausgestattet sind. Kann ich nachvollziehen, schließlich ist die Nachfrage nach OV-Screenings nicht wirklich groß. Ich habe mich damit abgefunden und bin froh, dass die Möglichkeit überhaupt existiert. Kürzlich bin ich aber bei YouTube über ein Video von SoundFi gestolpert. In diesem Clip schwärmt Regisseur Antoine Fuqua (Training Day, The Equalizer) von einer App, die nicht nur das Sprachenproblem lösen, sondern das Kino-Erlebnis gleich in mehrfacher Hinsicht verbessern soll.

Mit »SoundFi: At the Movies« könnt ihr Kinofilme in der von euch präferierten Sprache genießen, auch wenn diese im Kino nur auf Deutsch laufen. Die gewünschte Tonspur wird in der App heruntergeladen und als binaurale 3D-Audio-Datei auf dem Smartphone gespeichert. Im Saal setzt ihr einfach euren Kopfhörer auf und der Rest passiert automatisch. Klingt cool, nicht wahr? Die Frage ist natürlich, ob das Ganze wirklich so einfach funktioniert und qualitativ mit einer fetten Dolby-Atmos-Installation mithalten kann. Ich wollte das Ganze unbedingt selbst ausprobieren und wie der Zufall so will, fand am 10. April in Berlin ein SoundFi-Test-Screening von Friedhof der Kuscheltiere statt.

Logo (SoundFi)

»Alles passiert auf deinem Smartphone. Die Kino-Betreiber müssen keine zusätzliche Hardware installieren.«

Test unter realen Bedingungen

Die SoundFi-App hatte ich bereits zu Hause installiert. Die Bedienung ist selbsterklärend und idiotensicher: Erst den Film und anschließend die gewünschte Sprache wählen. Sogar Audio-Kommentare und Audiodeskription für Sehbehinderte stehen zur Verfügung. Ich habe mich für den englischsprachigen Original-Ton entschieden, welcher innerhalb von drei Minuten (ca. 500 Megabyte) aufs Handy geladen wurde.

Im Kino angekommen, erklärte mir SoundFi-Gründer Chris Anastas, dass die Sache eigentlich supersimpel ist: »Alles passiert auf deinem Smartphone. Die Kino-Betreiber müssen keine zusätzliche Hardware installieren und dein Handy muss auch nicht per WLAN oder Bluetooth mit irgendeinem Server verbunden sein.«

Aber wie läuft der Ton auf dem Smartphone synchron zum Geschehen auf der Leinwand, wenn keinerlei Verbindung besteht? »Der Ton, der aus den Kinolautsprechern schallt, enthält ein Signal, das vom Mikrofon des Smartphones erkannt wird und in der App wie eine Art Time-Code funktioniert. So läuft der Sound immer 100 % synchron zum Bild.«, so Chris weiter.

Zuerst fand ich es komisch, mit Kopfhörern im Kino zu sitzen, aber nur bis sich drei laut schnatternde Damen mit riesigen Popcorn-Eimern neben mir breitgemacht haben. Ich frage mich immer noch, ob das nervige Trio von Chris Anastas im Saal platziert wurde, um diesen besonderen Vorteil der Kopfhörer-Nutzung zu unterstreichen. Selbst in einem Saal mit 200 Tourette-Kranken wäre dank SoundFi ein ungetrübtes Kinoerlebnis garantiert.

Plakat (Friedhof der Kuscheltiere)

In einem menschenleeren WC zu stehen, während man die Klangkulisse von Friedhof der Kuscheltiere im Ohr hat, fühlt sich ziemlich gruselig an.

Als der Film begann, hat mich der brachiale Sound geradezu weggeblasen und auch in Sachen Raumklang kann SoundFi überzeugen. Die Soundeffekte waren im Raum klar zu orten und selbst die leisesten Töne stets präsent. »SoundFi intensiviert das Mittendringefühl, weil die Soundqualität unabhängig vom Sitzplatz immer perfekt ist und störende Außeneinflüsse minimiert werden.«, schwärmte Chris Anastas nach der Vorstellung völlig zu Recht.

Pflicht für jedes Kino

Ich bin wirklich sehr angetan. Dank dieser App bin ich nicht mehr auf OV-Screenings angewiesen und kann jeden Film in Original-Sprache mit astreinem Raumklang gucken. Gibt es Mankos? Bei mir hat die App während der Vorstellung rund 30 % des Akkus leergesaugt, doch bei einem Kollegen waren es nur 22 %. Außerdem könnte ich mir vorstellen, dass die Kopfhörernutzung nicht bei allen Filmgenres gleichgut funktioniert. Bei Komödien gehört ja irgendwie auch das gemeinsame Gelächter zum Erlebnis und da könnte sich die Abschottung per Headphone als Spaßbremse erweisen.

Dafür verpasst man viel weniger, wenn man des Films kurz raus muss, um Snacks zu holen oder das WC aufzusuchen. Der Ton ist ja weiterhin zu hören, egal ob vor der Leinwand oder dem Pissoir. In einem menschenleeren WC mit flackernder Beleuchtung zu stehen, während man die Klangkulisse von Friedhof der Kuscheltiere im Ohr hat, fühlt sich jedenfalls ziemlich gruselig an.