
Der erste Eindruck ist: »Hey, das sieht für ein Handyspiel aber richtig schick aus« und »Oh, sieh mal, ich kann sogar ein Volk wählen, es gibt verschiedene Fertigkeitsbäume und vieles mehr.« Gespielt habe ich The Elder Scrolls: Blades auf einem OnePlus 6T, einem sehr aktuellen Modell und entsprechend pompös präsentierte sich das Rollenspiel auch. In Bewegung und auf dem kleineren Display sieht es noch einmal besser aus, als auf Screenshots.
Egal ob Oberwelt oder Dungeons, grafisch kann ich nicht wirklich etwas an Blades aussetzen. Lediglich vertonte Dialoge wären wünschenswert gewesen, aber immerhin gibt es dafür komplett lokalisierte Texte. Das Spiel läuft auch größtenteils absolut butterweich, auf älteren Smartphones mag das aber anders aussehen.
Meine Stadt wurde niedergebrannt!
Im Mittelpunkt steht meine eigene Stadt, die bei einem Söldnerangriff in Schutt und Asche gelegt wurde. Nach und nach muss ich Bewohner, wie den Schmied, retten und die Stadt wieder neu aufbauen. Dabei kommen gesammelte Ressourcen und der Zeit-Faktor zum Tragen. Material brauche ich für Häuser, Schmiede oder Alchemist, aber auch, um Waffen und Rüstungen zu bauen. Wirklich gute Items gibt es aber nur in Kisten als Drops. Obendrein liefern Quests auch Ressourcen und Gold als Belohnung, letzteres brauche ich zur regelmäßigen Reparatur von Helm, Waffe, Rüstung und Schild.

Die Stadt und der Wiederaufbau sind dabei keine wirklichen Hürden für den Fortschritt oder ein Zwangsmittel, um Echtgeld auszugeben, zumindest bis Stufe 10 hatte ich nie das Bedürfnis oder die Not dazu. Übrigens beim Thema Wiederaufbau sei noch erwähnt, dass es hin und wieder auch Banner und Statuen als Belohnung gibt, diese lassen sich dann frei (auf vorgegebenen Sockeln) in der Stadt platzieren. Ein nettes Extra, das die Heimat optisch weiter aufwertet und für etwas Individualisierung sorgt.
Goblin, Skelett und Bandit, alles muss weg
Die Quests sind leider relativ eintönig, eine spannende Story konnte ich noch nicht ausmachen. Im Grunde muss ich meist eine bestimmte Anzahl an Bewohnern retten oder zig Monster umhauen. Das passiert meist in Dungeons, hin und wieder auch an der Oberfläche. Ein paar geheime Verstecke gibt es zwar zu entdecken, größtenteils bewege ich mich aber durch sich schnell wiederholende Bausätze, die zufällig neu aneinandergereiht wurden. Was auf den ersten Blick noch großartig aussah, nutzt sich leider schnell ab.
Eine lobenswerte Besonderheit gibt es allerdings, denn The Elder Scrolls: Blades kann ich im Hoch- und Querformat gleichermaßen zocken. Im Querformat greife ich dann auf virtuelle Sticks zurück, die eine solide Bedienung ermöglichen, im Hochformat tippe ich hingegen für die Bewegung einfach nur in die Welt.

Kommt mir ein Skelett zu nahe, schaltet das Spiel nahtlos in einen Kampf-Modus um. Hier kann ich blocken, von verschiedenen Richtungen schlagen, in dem ich meinen Finger eine Zeit lang auf das Display drücke oder Zauber und Nahkampf-Skills ausführen. Das funktioniert meistens gut, aber das Blocken ist bei härteren Gegnern gar nicht so einfach.
Nach einem Levelaufstieg investiere ich Punkte in Ausdauer oder Magie und kann so öfter Zauber oder Skills wirken. Auch diese müssen gelernt werden und lassen sich auch in der Stufe weiter ausbauen. Es steckt also durchaus ein Rollenspiel in The Elder Scrolls: Blades. Ich hätte mir dennoch ein besseres und tieferes Kampfsystem gewünscht, was noch genauer auf Eingaben reagiert, wie es etwa bei Infinity Blade der Fall war.
Neben täglichen Quests und Herausforderungen gibt es auch noch Hauptmissionen, einen Endlos-Dungeon und, nach dem finalen Release, eine Arena für PvP-Kämpfe.

Der große Haken an der Sache
Soweit so gut, mag sich der eine oder andere denken und auch mir ging es zu Beginn so. Allerdings bemerkte ich schnell die extremen Blocker im Spiel: Die Beute-Truhen. Diese stehen in Dungeons und der offenen Welt herum und werden außerdem als Quest-Belohnung ausgegeben. Anfangs ist das kein Problem, denn die Holzkiste öffne ich in fünf Sekunden. Darin stecken Rohstoffe, Zutaten oder auch mal seltenere Waffen und Rüstungsteile mit magischen Boni. Ohne Kisten komme ich im Spiel also unmöglich voran.
Standardmäßig kann ich 10 Kisten sammeln, dann müssen diese alle geöffnet werden oder gehen verloren. Das Inventar kann ich zwar vergrößern, für jeden Schritt werden allerdings mehr Edelsteine fällig. Daher steht mein Inventar aktuell auf einer maximalen Größe von 20 Kisten. Diese sind aber mit fortschreitender Spielzeit schnell gesammelt, da in einigen Dungeons auch mal fünf oder mehr zu finden sind.
Die zweite Stufe der Kisten (Silber) braucht statt fünf Sekunden dann schon drei Stunden oder 36 Edelsteine. Gold-Kisten sogar sechs Stunden oder 72 Edelsteine. Im Shop habe ich bereits eine Truhe der Alten und legendäre Truhe gesichtet, diese werden also sicher noch deutlich länger zum Öffnen brauchen. Daher stehe ich nach ein paar Stunden Spielzeit vor der Frage: »Warte ich jetzt ein paar Tage und logge mich alle paar Stunden zum Truhen-Öffnen ein oder gebe ich ordentlich Geld aus und das dann immer und immer wieder?« Meine Antwort: »Ich warte und hoffe das die Timer etwas herabgesetzt werden, bis die finale Version auf den Markt kommt.«

Das kleine Edelstein-Paket im Shop mit 160 Stück kostet übrigens 2,16 Euro. Damit könnte ich immerhin zwei goldene Truhen öffnen und 12 Stunden Zeit sparen. Eine legendäre Truhe direkt zu kaufen und zu öffnen kostet 2.500 Edelsteine, dass dazu passende Edelstein-Paket schlägt mit 20,99 Euro zu Buche.
Ein kleiner Tipp: Schaut dennoch täglich in den Shop, denn es gibt immer einen kostenlosen Gegenstand. Zuletzt war das bei mir etwa eine goldene Kiste, die ich direkt öffnen konnte. Einen Hinweis darauf gibt einem das Spiel übrigens nicht. Android-Nutzer sollten aber doppelt aufpassen, denn aktuell werden Edelstein-Pakete dort als kostenlos im Shop aufgeführt. Wenn man allerdings auf Kaufen klickt, kommt der echte Preis zum Vorschein. Das ist laut Bethesda ein Bug, der schnellstmöglich behoben werden soll.
Der immense Fortschritts-Blocker in Form der Truhen zerstört den Spielfluss völlig
Fazit: In den ersten Minuten und Stunden macht The Elder Scrolls: Blades grafisch und inhaltlich eine durchaus gute Figur. Der immense Fortschritts-Blocker in Form der Truhen zerstört allerdings den Spielfluss völlig. Ich habe Verständnis dafür, dass Bethesda Geld verdienen will, aber andere F2P-Titel und auch Handyspiele haben das schon deutlich besser und eleganter gelöst. Wer ab Level 8 und aufwärts vorankommen will, muss also Geld investieren oder viele Tage Geduld mitbringen, um seine Truhen zu öffnen.
The Elder Scrolls: Blades ist im Early Access kostenlos für iOS und Android erhältlich.