Steam vs. Epic Games Store

Warum ist Sonys PlayStation erfolgreicher als Microsofts Xbox? Die Antwort: Exklusivspiele. Xbox-Besitzer müssen auf Blockbuster wie God of War, Uncharted, Spider-Man und The Last of Us verzichten. Plattformbetreiber versuchen bereits seit Anbeginn der Gaming-Ära begehrte Titel an sich zu binden. Software sells Hardware und darum ist Exklusivität eine der mächtigsten Waffen innerhalb der Spieleindustrie. Bei Konsolen haben wir uns längst daran gewöhnt, aber für PC-Spieler ist das Ganze relativ neu. Wir haben uns damit abgefunden, dedizierte Clients für Online-Games und MMOs zu installieren. Wenn aber jedes Studio damit anfängt, exklusive Verträge mit unterschiedlichen Online-Vertriebsplattformen abzuschließen, hört der Spaß endgültig auf! Apropos Konsolen: Die PlayStation-exklusiven Titel Detroit: Become Human, Beyond: Two Souls und Heavy Rain werden demnächst für den PC veröffentlicht – via Epic Games Store.

Eine sachliche Diskussion ist unmöglich. Ich kenne eine Menge Leute, die den Epic Games Store alleine schon deshalb hassen, »weil er für die weltweite Verbreitung der Fortnite-Seuche verantwortlich ist.« Dass die Zahl der Kackspiele auf Steam ungefähr 432.000-mal höher ist, wird dabei gerne ignoriert. Tatsächlich hat Epic-Präsident Tim Sweeney in einem Interview mit PC Gamer versichert, dass man im Epic Games Store keine Schrottspiele veröffentlichen wird. Dabei setzt man nicht auf automatische Upload-Filter, sondern echte menschliche Mitarbeiter, die eingereichte Spiele prüfen, bevor diese freigegeben werden. Klingt gut, aber wie soll das funktionieren, wenn der Epic Games Store und die Zahl der eingereichten Titel so heftig weiterwachsen?

Eine weitere Datenkrake macht das Kraut auch nicht mehr fett, nicht wahr?

Spyware-Alarm?

Dass sich der chinesische Digitalriese Tencent bei Epic eingekauft hat, sorgt ebenfalls für Unbehagen. Viele befürchten sogar, dass Epic die gesammelten Nutzerdaten mit Tencent teilt, obwohl Tim Sweeney das Gegenteil versichert. Schließlich wurde erst kürzlich bekannt, dass der Epic-Games-Store-Launcher die Systeme der User durchsucht und dabei unbemerkt auf Steam-Nutzerdaten zugreift. Auch das sei keine böse Absicht, erklären Epic-Games-Vertreter. Es handle sich hier lediglich um ein Überbleibsel der Integration sozialer Features in Fortnite und man wolle das Problem schnellstmöglich beheben. Mein innerer Datenschutzbeauftragter hat dennoch ein mulmiges Gefühl, andererseits werde ich ja bereits von diversen Programmen und Plattformen ausspioniert. Eine weitere Datenkrake macht das Kraut auch nicht mehr fett, nicht wahr?

Artwork; Sommer (Metro Exodus)

Ich habe diverse Personen aus der Spielebranche nach ihrer Meinung zum Thema gefragt. Ergebnis: Die einen wollten nicht antworten, weil sie befürchten, Valve oder Epic Games auf die Füße zu treten und die anderen lieferten ein diplomatisches Standard-Reply à la: »Um so vielen Spielern wie möglich den Zugriff auf unsere Titel zu ermöglichen, arbeiten wir mit unterschiedlichen Online-Vertriebspartnern zusammen.« Irgendwie unbefriedigend, aber dafür hat Bethesda jetzt angekündigt, seine kommenden Titel auch auf Steam zu veröffentlichen. Neben Rage 2, Wolfenstein: Youngblood und DOOM Eternal, möchte man im Laufe des Jahres sogar Fallout 76 über Valves Plattform anbieten.

Interessant finde ich, dass so viele Entweder-oder-Szenarien gestrickt werden, so als gäbe es nur Raum für eine einzige Plattform

In einer perfekten Welt würden alle Spieleentwickler ihre Produkte auf sämtlichen Plattformen anbieten, um niemandem vor den Kopf zu stoßen. Weil Gaming aber immer noch ein Business ist und Epic mit dicken Geldbündeln wedelt, dürfte das Ende der Exklusivitätsfahnenstange längst nicht erreicht sein. Ein positiver Nebeneffekt könnte sein, dass Valve in Zugzwang gerät und endlich Maßnahmen ergreift, um Steam für Konsumenten sowie Entwickler attraktiver zu gestalten. Interessant finde ich, dass so viele Entweder-oder-Szenarien gestrickt werden, so als gäbe es nur Raum für eine einzige Plattform. Dabei könnte ich mir sehr gut vorstellen, dass Steam und der Epic Games Store irgendwann eine friedliche Koexistenz pflegen. In fünf Jahren blicken wir wahrscheinlich zurück und fragen: »Worüber haben sich damals eigentlich alle so aufgeregt?« Natürlich nur, wenn Google Stadia bis dahin nicht alle anderen Anbieter plattgemacht hat. 😉