Stadium (Six Invitational 2019)
© Ubisoft Brazil

Wieso guckst du eigentlich eSports, du kannst es doch auch selbst spielen? Eine immer wieder gern gestellte Frage. Die Antwort ist dabei selbstverständlich und ganz einfach. Ja, ich kann selbst Rainbow Six Siege spielen, aber wenn ich spannende Matches, Rivalitäten und Leistung auf höchstem Niveau sehen will, schaue ich eben eSports, genauso wie ich gerne Fußball oder Basketball im Fernsehen oder live betrachte.

Was »Rainbow Six Siege« und eSports so besonders macht

Das komplette Spiel und der eSports von Rainbow Six Siege leben von Strategien, Taktiken und Kommunikation. Das Aiming ist natürlich wichtig, aber ein Team kann damit allein nicht siegreich sein. Die Gadgets der Operatoren und das vertikale Spiel bringen einzigartige Elemente in jede Partie. Zerstörbare Umgebungen, Kameras, Fallen und vieles mehr müssen Bedacht werden. Nicht nur durch Wände, sondern auch durch Decken kann geschossen werden, was Rainbow Six Siege spannend und schwer macht.

Wie viel den Spielern Rainbow Six Siege und eSports bedeutet, lässt sich am besten anhand der Dokumentation zeigen. Bereits vor einem Jahr erschien ein ähnlicher Clip, der sich aber primär auf ein Team fokussierte.

In beiden Dokumentationen wird schnell ersichtlich, wie viel Aufwand und Zeit investiert wird, damit die Teams ganz oben stehen können. 8 bis 12 Stunden Training am Stück sind lediglich ein Teil des großen Ganzen. Die besten Teams setzen zusätzlich auf Mental-Coaches, Analysten, Trainer und achten auch immer häufiger auf die Ernährung und Psychologie der Spieler.

Troy »Canadian« Jaroslawski (Evil Geniuses) musste in seiner Kindheit in klassischen Sportarten viele Verletzungen hinnehmen und schlussendlich ganz damit aufhören. Mit eSports fand er aber eine kompetitive Bühne und einen Grund, jeden Morgen aufzustehen und alles zu geben.

Dann wäre da noch die Story von Niclas »Pengu« Mouritzen (G2), in der seine Mutter ihn stets unterstützte, auf seinem durchaus ungewöhnlichen Weg. Das Geld war oft knapp, aber Niclas zahlte das Vertrauen später mit einem Auto und vielen persönlichen Fortschritten mehr als zurück. Seine Mutter sagt stolz, dass eSports Niclas definitiv zum Positiven verändert hat.

Für Leo »ziG« Duarte (Team Liquid) bedeutet eSports auch eine echte Chance im Leben. Einen Job in Brasilien zu finden ist nicht immer einfach, doch Rainbow Six Siege brachte ihm ganz neue Möglichkeiten. Im Rahmen seiner Spiele bzw. danach machte er sogar seiner Freundin einen Antrag. Jetzt leben beide glücklich zusammen, auch wenn Leo für seinen Job viel unterwegs ist und mehr Zeit mit seinem Team im Gaming-Haus in Sao Paulo verbringen muss, als in der Heimatstadt mit seiner Verlobten.

Jeder Profi hat seine eigene Geschichte, die klar macht, wie viel die Spieler für ihren Job und ihre Leidenschaft opfern und investieren, aber auch wie viel ihnen der Sport und ihre Teams zurückgeben, ermöglichen und bedeuten. In beiden Dokus wird die Arbeit und die Lebenssituation einiger Spieler großartig rübergebracht und lässt auch Fans die menschliche Seite an den Teams und eSports sehen, ein paar Tränen inklusive.

Daher kann ich nur jedem empfehlen – eSports-Fan oder nicht – sich die Dokumentationen anzuschauen und danach vielleicht eine, der im Artikel verlinkten, Übertragungen vom Rainbow Six Siege Invitational 2019. Spannung ist garantiert und man leidet gleich deutlich mehr mit den Profis mit!

Sieger (Six Invitational 2019)
© Ubisoft Brazil

Der Kampf um den Weltmeister-Titel

Die sechzehn besten Teams aus der ganzen Welt haben in Kanada um den Weltmeister-Titel in Rainbow Six Siege gespielt. Mit dabei waren Penta und G2 Esports aus Europa und sogar das komplett deutsche Team MockIt Esports. Der große Favorit war G2 Esports, die nicht nur Titelverteidiger sind, sondern die auch zuvor schon zahlreiche Major-Events gewinnen konnten. G2 Esports übernahm dabei das komplette Team von Penta Sports für Rainbow Six Siege. Bereits unter der Flagge von Penta konnten sich Pengu, Fabian und Co. zahlreiche Siege sichern.

Die Gruppenphase hatte es in sich

Bevor es in die Endrunde und somit das Viertelfinale ging, standen in Kanada aber noch die Gruppenspiele an. Ich verfolgte dabei primär die Spiele von MockIt, G2 und Penta, wovon es allerdings nur G2 über die Gruppenphase hinausschaffte, indem man alle drei Gruppenspiele für sich entschied. Deutlich enger ging es bei MockIt und Penta zu, die beide eine Partie für sich entscheiden konnten, aber leider auch zwei Matches verloren. Mit Evil Geniuses, Team Liquid, Rogue, Faze und Fnatic gab es zahlreiche weitere bekannte Organisationen, die aber nicht alle bzw. nur knapp die Gruppenphase überstanden.

Bereits in den ersten Tagen gab es mehrere große Überraschungen. Nora-Rengu, die Japaner, gewannen die Herzen der Zuschauer und auch Team Empire machte von sich reden. Gerade erst in der Challenger League gestartet, direkt in die Pro League aufgestiegen und in jeder Klasse direkt dominiert. Am Ende sollte es das Team sogar bis ins Finale schaffen und konnte dabei die Favoriten Team Liquid und Nora-Rengo auf dem Weg ausschalten.

Der Weg von G2 zur Titelverteidigung

Im Team von G2 (bzw. zuvor Penta) gab es über viele Jahre kaum Wechsel. Die Zusammenstellung an Spielern blieb fast identisch, lediglich ein Spot unterlag einigen Fluktuationen. Das mag einer der Gründe, neben einem fantastischen Trainer und Analysten, für den anhaltenden Erfolg und die Dominanz von G2 Esports in Rainbow Six Siege sein.

Die im Nachhinein größten Hürden musste das Team dabei bereits in der Gruppenphase und im Viertelfinale nehmen. Gegen Space Station Gaming gab es, nach Karten, ein knappes 2:1, dabei sah es oft sogar nach einer Niederlage aus. Nach dem Turnier äußerte auch das Team selbst, dass dieses Match und die erste Karte im Finale, die kritischsten Situationen im Rainbow Six Siege Invitational 2019 waren.

Im Gegensatz zu den vorherigen Partien gibt es im Finale ein Best of Five. Drei Karten müssen gewonnen werden, was auch lang anhaltende Ausdauer und Konzentration gefragt macht und genau dieser Punkt sollte den erfahrenen Jungs von G2 Esports zum Vorteil verhelfen.

Auf Map Nummer eins sah es noch nach einer faustdicken Überraschung aus. Während G2 Esports Probleme hatte und oft nur haarscharf ihre Angriffe durchbrachte, konnten die Herausforderer von Team Empire aus Russland in einigen Runden volle Dominanz präsentieren. Dabei verlor Empire manchmal nicht einmal einen seiner fünf Spieler. Bei den Kills lag das Team aus Russland ebenfalls vorne. Beide Teams bekämpften sich bis aufs Letzte, statt ein klares 7:4 oder 7:1 wie auf Karte zwei und drei, gab es auf Karte Nummer eins mit Overtime ein 12:10!

Diese Niederlage war dann auch der Wendepunkt im Spiel. Jetzt dominierte G2 Esports, wie schon fast erwartet, die restliche Partie. Team Empire fehlten hingegen die nötigen Anpassungen und nötige Strategiewechsel blieben aus. Vielleicht fehlte auch etwas die Konzentration, Ausdauer sowie Erfahrung, um letztlich mithalten zu können. Am Ende hebt G2 Esports den riesigen Vorschlaghammer als Trophäe in den Himmel und reist mit 800.000 Euro Belohnung als Back-to-Back-Weltmeister zurück in die Heimat der jeweiligen Spieler.