Key Art (Anno 1404)

Max Design als Urvater der Reihe

Wer heute an Anno denkt, der verbindet mit der Reihe den Entwickler Blue Byte und Ubisoft. Seine Anfänge hat die Aufbau-Sim aber bei einem ganz anderen Studio, nämlich bei den Österreichern von Max Design. Ein Entwicklerteam, das ich unweigerlich mit meiner Jugend, und vielen spaßigen Stunden vor dem Amiga und PC verbinde. Wenn man mich nach den ersten Erfahrungen mit Endzeit-Titeln befragt, fällt bei mir nicht der Begriff Fallout, sondern Burntime von Max Design.

Nicht weniger Spaß hatte ich mit Der Clou und Oldtimer, beide ebenfalls für den Amiga. Oldtimer war eine grafisch beeindruckende Wirtschaftssimulation, bei der man sogar seine selbst entworfenen Autos auf einer Teststrecke in 3D-Optik über die Piste jagen konnte.

Aber zurück zu Anno! Die ersten beiden Teile der Reihe lieferte nämlich ebenfalls Max Design ab: Anno 1602 (1998) und Anno 1503 (2002). Die beiden Spiele stellten auch die letzten des österreichischen Studios dar. Anschließend übernahm Publisher Sunflowers zusammen mit Related Designs aus Mainz die Fortführung der Reihe.

Die Mainzer waren zuvor primär für Echtzeit-Strategietitel wie America bekannt, fortan arbeitete das Studio aber ausschließlich an der Anno-Reihe und somit an Aufbau-Strategiespielen. Aus Related Designs wurde 2014 schließlich Blue Byte Mainz, womit das Team ein fester Bestandteil der großen Ubisoft-Familie und eines von drei Blue Byte-Studios wurde. Auch heute entsteht Anno noch in Mainz, im vierten Stockwerk über einem Einkaufszentrum in der Innenstadt.

Ein Blick zurück auf »Anno 1602« und »Anno 1503«

Die Geschichte von Anno beginnt im Jahr 1602 mit einem bis dato unbekannten Herausforderer von Die Siedler. Doch Anno war und ist weit mehr als ein Klon, denn der Fokus liegt auf deutlich größeren Städten, Inselreichen und Bevölkerungsstufen. Der Wuselfaktor spielt zwar auch in Anno eine Rolle, deutlich niedlicher ist aber die Siedler-Reihe.

Von Anfang an stehen das Segelschiff und die Suche nach der perfekten Insel mit reichhalten Bodenschätzen und passenden Fruchtbarkeiten im Fokus von Anno. Hier bauen wir unsere erste Stadt auf und kümmern uns fortan darum, die Bedürfnisse unserer Bürger zu befriedigen. Kleidung, Stoff, Alkohol und Schmuck spielen dabei genauso eine Rolle wie Kirchen, Steuern, Ärzte und sogar der Krieg. Letzterer stellte aber nie den Mittelpunkt der Reihe da, seit jeher geht es mehr um Handel, Diplomatie und den möglichst idealen Aufbau von Städten.

Anno 1602 erhielt aufgrund des großen Erfolgs zwei Erweiterungen, die noch im gleichen Jahr (1998) erschienen.

Mit Anno 1503 ging es zwar in der Zeit zurück, in der Reihe aber nach vorn. Wie jeder Teil wies auch Nummer zwei eine Quersumme aus Neun auf. Der zweite Teil war ein echtes Komplexitäts- und Feature-Monster, weshalb das Spiel auch mehrfach verschoben werden musste. Erstmals wurde neben dem Endlosspiel auch eine Kampagne integriert, die sich allerdings nicht an Einsteiger, sondern an Serienveteranen richtete. Der angekündigte Mehrspieler-Modus für Anno 1503 wurde hingegen, trotz zahlreicher Versuche und Verschiebungen, nie fertiggestellt und veröffentlicht.

Die ersten beiden Teile setzten noch auf 2D-Grafik, die sich aber bereits sehen lassen konnte.

»Anno 1701« oder »Anno 1404«: Was war der beste Teil der Reihe?

Neuer Entwickler, neue Grafik-Engine und ein neues Zeitalter. Anno 1701 war nicht nur vom Jahrhundert her ein großer Sprung für die Spielereihe. Related Designs setze die Schere bei einigen Features an, brachte die beliebte Serie aber dennoch nach vorn. Die wunderschöne 3D-Grafik macht selbst heute noch eine gute Figur und das, obwohl Anno 1701 bereits 2006 auf den Markt kam.

Nachdem sich Sunflowers (Publisher) und der Entwickler Max Design zerstritten hatten, erhielt Related Designs die Aufgabe, den nächsten Teil der Reihe zu entwickeln. Aus dem ursprünglich kampflastigen Echtzeitstrategiespiel Anno War wurde dann Anno 1701. Was für Related Designs keine einfache Aufgabe war, daher verwundert es nicht, dass viele Elemente neu entwickelt oder über Bord geworfen wurden und auch eine komplett neue Engine zum Einsatz kam.

Neben einem funktionierenden Mehrspieler-Modus erhielt Anno 1701 mit der Erweiterung Der Fluch des Drachen auch eine gelungene Story-Kampagne. So konnten noch mehr Spielergruppen erschlossen werden. Der Titel erhielt daher nicht nur gute Wertungen bei der Presse, sondern kam auch bei den Spielern gut an.

Eine orientalische Siedlung (Anno 1404)

Für viele der bisher beste Teil der Reihe Anno 1404 folgte im Anschluss (2009). Riesige Bauprojekte, wie die Kathedrale, hielten Einzug. Mit dem Orient wurde auch eine zweite Zone integriert. Als Spieler mussten wir also nicht nur unsere Stadt in Europa aufbauen, sondern auch eine Siedlung fern der Heimat. Die Produktionsketten wurden so noch komplexer als im Vorgänger.

Die Kampagne gab es bei Anno 1404 direkt zum Start, dafür folgte der Mehrspieler-Modus erst mit der Erweiterung Venedig.

»Anno 2070« und »Anno 2205«: Umweltverschmutzung und Mond-Besiedlung

Im Jahr 2011 führte uns Blue Byte in die nahe Zukunft, genauer gesagt in das Jahr 2070. Etwas wirklich Neues musste her und so siedelte man die Bewohner in den nächsten beiden Teilen auf dem Meeresboden und auf dem Mond an. In Anno 2070 drehte sich alles um Konzerne, Stromversorgung und Umweltverschmutzung.

Für einige Fans stellt das einen Bruch mit der Serientradition dar, es gab nun viel düstere Städte und auch das ganze Setting war deutlich ernster. Ökobilanz, Geldgier und sogar die Nutzung und Erforschung der Unterwasserwelt kamen hinzu. Auch viele Online-Features wie Abstimmungen und Wahlen wurden in Anno 2070 erstmals integriert, aber auch für den Online-Zwang hagelte es viel Kritik, erfolgreich war das Spiel aber dennoch.

Die spielbaren Fraktionen waren eine weitere Neuheit von Anno 2070, als Spieler konnten wir zwischen der Öko-Fraktion und den Tycoons wählen, was sich stark auf das Vorgehen auswirkte.

Einen Schritt weiter ging Blue Byte dann mit Anno 2205 im Jahr 2015. Vorgefertigte, aber deutlich größere Landmassen als im Vorgänger, kamen hinzu. Mehrere Sektoren, zwischen denen ständig hin und her gewechselt werden musste, sorgten für Tiefgang. In der Alten Welt nimmt alles seinen Anfang, anschließend geht es in die Arktis und dann sogar auf den Mond. Die Kampf-Abschnitte laufen in getrennten Zonen mit Schiffen ab, ein weiterer Punkt, der Serienveteranen negativ aufstieß.

Eine riesige Stadt (Anno 2205)

Die Produktionsreihen wurden durch die vielen Zonen und in den DLCs noch weiteren Gebieten wie der Tundra und dem Orbit noch komplexer. Auf dem Mond mussten wir darauf achten, dass Gebäude unter dem Schutzschirm lagen und in der Arktis brauchten alle Gebäude eine Wärmequelle in der Nähe. In Anno 2205 gab es zahlreiche komplexe Herausforderungen für die Spieler. Wunderschön und umfangreich war das Zukunfts-Anno aber in jedem Fall.

Keine Zufallskarten mehr, keine echten KI-Kontrahenten, keine sichtbaren Handelsrouten, Ladezeiten bei Zonen-Wechsel, ausgelagerte und sich ständig wiederholende Schlachten bemängelten die Fans der alten Teile bei Anno 2205. Für mich war eines der Probleme immer die fehlende Idylle bei den Zukunftsspielen der Serie und das Problem mit der Suche nach dem richtigen Gebäudetyp für eine Aufrüstung der Fabriken. Das Modul-System und die fremdartigen Gebäude ärgerten mich, neben den sterilen Handelsrouten und dem Fokus auf Unternehmen und reine Statistiken. Dennoch habe ich viele unterhaltsame Stunden mit Anno 2070 als auch Anno 2205 verbracht.

Eine kleine Siedlung (Anno 1800)

Mit Anno 1800 kehrt Blue Byte im April allerdings zu den Serienwurzeln zurück. Es gibt wieder zufällig generierte Karten, echte Kontrahenten, Segelschiffe auf Handelsrouten und wunderschöne idyllische Städte samt Weizenfeldern. Aber das Mehrzonen-Prinzip (ohne Ladezeiten) und einige weitere Elemente aus Anno 2205 bleiben bestehen. Anno 1800 verknüpft aber nicht nur die bisher gelungensten Serien-Features geschickt miteinander, sondern bringt auch viel neue Elemente in die Erfolgsreihe mit ein, wie unsere Preview in Kürze zeigen wird.