
Stellt euch folgendes Szenario vor: Es ist Samstagabend, eure liebsten Freunde sind zu Besuch, ihr habt gerade eine richtig leckere Pizza gegessen und wollt die Nacht gemeinsam vor der Konsole verbringen. Für welches Spiel entscheidet ihr euch?
Würde ich diese Frage in meinem Freundeskreis stellen, würde es einstimmig zurückschallen: »Smash!« Gemeint ist Super Smash Bros. Ultimate, der wohl größte Prügler von Nintendo. Kaum ein Spiel lässt mir die Möglichkeit, dass ich meine Freunde lautstark beleidige und sie mich trotzdem noch lieben. Ein ähnliches Phänomen wie bei der Regenbogenstrecke in Mario Kart: Man schreit, man hasst, man liebt und man will gleich noch mal ran.
Mehr als nur ein langweiliger Nachfolger
Was mich bei Beat-’em-up-Games am meisten nervt? Nach maximal 20 Minuten habe ich bereits alle Charaktere ausprobiert und mit ihnen in der Arena gekämpft. Mir fehlt es oft an Abwechslung. Und nein, mir helfen da auch nicht 20 Musikstücke und unzählige Stages, denn im Eifer des Gefechts kann ich nur schwer auf meine Umgebung achten.

Die Kämpferauswahl übertrifft meine kühnsten Erwartungen.
Gibt es neue Charaktere, dann oft im Austausch gegen alte Geliebte. Diese Erkenntnis musste ich die letzten Jahre bereits beim Tekken-Franchise erfahren. Würde mir Nintendo jetzt auch noch Peach und König Dedede nehmen, hätten wir ein echtes Problem. Aber zum Glück hatte sich dieser Gedanke erledigt, als Nintendo die Kämpferauswahl vorstellte und damit die kühnsten Erwartungen der meisten Spieler übertraf. Neben der Prinzessin des Pilzkönigreichs habe ich übrigens eine neue Lieblingsfigur. Und das, obwohl sie bis zum heutigen Tag noch nicht spielbar ist: die Piranha-Pflanze! Wenn ihr jetzt die hungrigen Blumen mit den vielen Zähnen aus so ziemlich jedem Super Mario-Spiel vor Augen habt, liegt ihr goldrichtig. Wie cool ist es bitte, eine Topfpflanze als Kämpfer einzusetzen?!
Bevor die komplette Auswahl an Charakteren zur Verfügung steht, müssen sie im brandneuen Story-Mode oder anderen Modi erspielt werden. Nintendo hat neben den eigentlichen Kämpfern noch einige Figuren parat, die in Form von Geistern ihren Weg in das Spiel gefunden haben. Ihr könnt euren Charakter damit ausrüsten und bekommt individuelle Verbesserungen – ähnlich wie das Anlegen von Items und Rüstungen in so ziemlich jedem RPG.
Die Kampagne mit dem melodischen Namen »Stern der irrenden Lichter« zwingt euch, mit dem knuffigen Kirby zu starten. Nach einer Katastrophe ist er der einzig Überlebende und muss sich nun beweisen. Auf einer riesigen Map watschelt ihr mit dem rosa Kumpel Pfade entlang, um einen Kampf nach dem anderen zu bestreiten. Nach jedem Fight gibt es einen neuen Geist für die Hosentasche, was irgendwie ein Pokemon-Feeling in mir hervorruft. Gotta Catch ’Em All?




Das Spielprinzip: Kämpfen und Siegen
Ich denke, Super Smash Bros. Ultimate muss ich vom Spielprinzip her nicht groß erläutern. Eine kurze Liste der Schritte reicht völlig aus:
- Freunde oder CPU zum Fight herausfordern
- Kämpfer wählen
- Stage und Musik wählen
- den Gegner windelweich prügeln
Um den letzten Punkt zu erfüllen, müsst ihr euren Kontrahenten mit gezielten Tritten, Schlägen und/oder Spezialattacken aus der Arena kicken. Hilfreich ist dabei der Smash-Ball, der dem Charakter eine einzigartige Fähigkeit verleiht, die oft zum direkten Sieg über den oder die anderen führt. Dieser fliegt im Verlauf eines Kampfes fröhlich über das Schlachtfeld und muss zur Aktivierung nur ordentlich geschlagen werden. Außerdem gibt es zahlreiche Items, die den Spielverlauf plötzlich auf den Kopf stellen. Zu meinen persönlichen Favoriten gehört schon lange das Huhn aus dem Zelda-Franchise, welches wie wild um sich schlägt, wenn es einmal angegriffen wird.
Sind alle Kämpfer endlich gelistet, die Freunde aber gerade verhindert, bietet das Game zahlreiche Spielmodi, um auch allein vor dem Bildschirm zu hängen. Für das Freischalten zusätzlicher Musikstücke und den gefühlt zwölfmillionsten Geist habe ich aber eher weniger die Geduld. Dafür vermisse ich den Boxsack, der im Homerun-Minigame möglichst stark geschlagen werden musste, um weit zu fliegen. Da der aber nicht mehr dabei ist, habe ich mich eben online ins Getümmel gewagt. Schnell war ein Koreaner gefunden, der mich in Form von Peach rücksichtslos aus der Arena geworfen hat. So geht man aber nicht mit einer Prinzessin um!
Nun gut, mit ein bisschen Übung wurde ich besser und konnte einen anderen Spieler mit Skills weit über meinem Level beinahe besiegen. Revanche! Dieses Mal sah es zunächst nicht besser aus, doch dann kam mein Moment! Dieser ungeahnte Nervenkitzel, wenn der Gegner mich auf 156,2 % bringt und ich ihn dann mit der Smash-Fähigkeit ordentlich treffe: unbezahlbar.

Ihr werdet euch für die Dauer eines Kampfes hassen und mindestens dreimal den Beziehungsstatus mit eurem Schatz infrage stellen.
Fazit: Wenn ihr eine tief greifende Geschichte sucht, in der die emotionalen Züge eines jeden Charakters ausgiebig dargestellt werden, solltet ihr einen Bogen um dieses Game machen. Habt ihr einfach Spaß daran, mit verschiedenen Nintendo-Persönlichkeiten eure Freunde zu verhauen, greift hier unbedingt zu.
Trotz der neuen Spielmodi, Geister und unzähligen Musikstücke haben wir hier ein Nintendo-Switch-Game, das sein größtes Potenzial mit Freunden entfaltet. Ihr werdet euch für die Dauer eines Kampfes hassen, böse Dinge an den Kopf werfen und mindestens dreimal den Beziehungsstatus mit eurem Schatz infrage stellen, während er euch gnadenlos aus der Arena wirft. Aber hey, das ist es wert!