Legendary Key Art (Pokemon: Let’s Go)
Beide Versionen nehmen sich Pokemon Gelb als Vorlage und bringen die Geschichte in das Jahr 2018

Niantic versorgt die Fans des Franchises mit immer neuen Missionen und Events, stellt Pokemon aus neueren Generationen zur Verfügung und hat immer mal wieder eine Überraschung für die Spieler parat. An einem Community-Event kann man noch immer Schaaren von Spielern durch die Parks der Stadt laufen sehen, mit einem Blick, der starr auf den Handybildschirm gerichtet ist. Der Hype hält auch Ende 2018 an und wir sehen keinen Grund, weshalb der Start in 2019 anders ausfallen sollte.

Zuckersüßer Zwischenteil für die Switch

Als Nintendo vor vielen Monaten ein neues Spiel zu Pokemon ankündigte, waren die Fans begeistert. Endlich ein Game auf der Switch und die kleinen Monster nun auf der modernen Konsole fangen! Kaum waren diese Gedanken geformt, zerbrach der Traum: Nintendo wollte sich mit Pokemon: Let’s Go, Evoli / Pikachu auf ein neues Terrain wagen und eine Art Spin-Off erschaffen, das sich nicht in die Hauptserie eingegliedert. Ein paar Seufzer später scheinen Fans und Journalisten diese Nachricht allerdings verdaut zu haben und fingen an, sich auf das knuddelige Abenteuer zu freuen.

Lange ist es her: 1999 kam Pokemon Blau und Pokemon Rot auf den Markt, ein Jahr später gesellte sich die gelbe Edition dazu. Der Unterschied zu den beiden Vorgängern? Der Titel steht für die Fellfarbe des knalligen Begleiters: Pikachu. Wie in der dazugehörigen Serie ist es ziemlich störrisch und mag den Pokeball so gar nicht leiden – also läuft es hinter oder neben Ash, bzw. dem Spieler, her. Diese von den Fans geliebte Art den Starter mit sich herumzutragen, hat Nintendo auch für den neusten Ableger auf der Switch gewählt. Pikachu ist immer an eurer Seite und zusätzlich trotten selbst ausgewählte Pokemon hinter euch her. Habt ihr Pokemon: Let’s Go: Evoli, ist es natürlich der niedliche Fuchs, der euch nicht mehr von der Seite weicht.

Eine Story für Nostalgiker

Die Story hingegen unterscheidet sich zwischen Evoli und Pikachu nicht. Beide Versionen nehmen sich Pokemon Gelb als Vorlage und bringen die Geschichte in das Jahr 2018. Das erste Pokemon gibt es von Professor Eich, der sich so sehr wünscht, den Pokedex zu vervollständigen. Also macht ihr euch auf die Jagt nach vielen Taschenmonstern, die es zu fangen gilt. In Arenen müsst ihr euer Können unter Beweis stellen und mit den tierähnlichen Monstern gegen eure Kontrahenten antreten. Am Ende stehen die Top 4, die stärksten Trainer in der Pokemon-Welt.

Viele Pokemon fangen, wenige Kämpfe bestreiten

Auch bekannt ist Team Rocket, das wie immer nur Blödsinn und jede Menge böser Taten im Kopf hat. Ihr durchstreift Städte, sprecht mit den Bewohnern und löst kleine Aufgaben, bis es in den nächsten Wald oder durch die nächste Wiesenlandschaft geht, wo ihr neue Pokemon trefft. Hier zeigt sich auch der wohl größte Unterschied zu dem Handheld-Game von damals: Die Kämpfe im hohen Gras passieren nicht mehr zufällig. Die Pokemon bewegen sich frei sichtbar, sodass ihr ihnen auch aus dem Weg gehen könnt. Trefft ihr mit einem Pokemon zusammen, möchten wir das an dieser Stelle allerdings keinen Kampf nennen, denn genau wie im Handygame Pokemon Go habt ihr hier lediglich eine Hand voll Pokebälle und Beeren zur Verfügung, um das Taschenmonster zu erwischen. Einen Kampf gibt es nicht.

Besonders seltene oder starke Pokemon sollten mit einer entsprechenden Beere beworfen werden, damit sie dank gesteigerter Zuneigung eher im Ball bleiben oder sich weniger bewegen. Dann geht es ans Werfen: Mit dem Controller und dessen Bewegungssteuerung auf der Switch oder dem dazu passenden Pokeball muss das kleine Monster nun beworfen werden. Möglichst gerade und präzise. Mit ein wenig Glück bleibt es im Ball und ihr könnt es in eure Tasche stecken. Kämpfe außerhalb einer Arena? Gibt es nur vereinzelt, wenn ein Camper sich entschließt, seine Stärke mit euch zu messen oder eine Göre mal wieder frech ist. Schade! Die Kämpfe selbst sind außerdem stark vereinfacht, denn die Pokemon verfügen über keinerlei Fähigkeiten und können keine Items halten, die das Spielgeschehen beeinflussen. Dafür ist euer Starter wahnsinnig stark und das gesamte Team quasi immer einige Level über den Gegnern. Dadurch habt ihr leichtes Spiel.

Verknüpft Pokemon Go für noch mehr Taschenmonster auf der Switch

Anders als in den Vorgängern kann man ein Pokemon mehrmals fangen. Das ist auch ratsam, denn bringt man die Horde an Taubsis und Raupys zu Professor Eich, nimmt er sie entgegen und schenkt euch im Austausch einige Bonbons, die zur Verbesserung der Pokemon gedacht werden. Das ist in dem Handygame von Niantic ebenfalls so. Durch das Füttern der Pokemon erhalten sie zusätzliche Punkte und ihre Stärke verbessert sich mit der Zeit erheblich. Was Professor Eich mit den ganzen Pokemon macht, wissen wir allerdings nicht.

Für alle, die bereits Pokemon GO auf dem Handy gespielt haben, ist die Fangweise nichts Neues. Wer beide Spiele besitzt und bereits die Safari-Zone in der Switch-Variante entdeckt hat, kann sich über eine Verbindung der beiden Games freuen: Wird über eine Suchfunktion das jeweils andere Gerät gefunden, können die auf dem Handy entdeckten Pokemon einfach in Pokemon: Let’s Go, Evoli! und Let’s Go, Pikachu! übernommen werden. Das freut vor allem alle Sammler, denn das Spiel für die Switch enthält nicht alle 150 Pokemon der ersten Generation.

Alles in Allem gefällt mir Pokemon: Let’s Go, Pikachu! deutlich besser, als ich zunächst dachte. Die Optik und erste Gameplay-Videos ließen es für mich doch stark nach einem Spiel aussehen, dass ab einem Alter von 14 Jahren nicht mehr besonders cool ist. Für unterwegs oder einen gemütlichen Abend ohne viel Aufregung nehme ich es mit 25 Jahren aber auch gern in die Hand. Dadurch, dass keine Kämpfe im hohen Gras nötig sind, komme ich recht schnell voran, was eindeutig ein Pluspunkt ist. Dass ich jedes Level-Up in meinem Team einzeln angezeigt bekomme und bestätigen muss, ist hingegen ein nervenfressender Minuspunkt. Auch das Zielen wird manchmal zur Zerreisprobe. Aber hey, wer braucht schon ein Zubat?

Der Schwierigkeitsgrad ist wirklich niedrig, sodass auch Neulinge des Genres und Kinder keine zu großen Startschwierigkeiten haben sollten. Wer Fan des Franchises ist und eine seichte Variante des Klassikers sucht, die eine unwahrscheinlich niedliche Optik zu bieten hat, sollte auf jeden Fall mal reinschnuppern. Kein Hardcore-Gameplay, keine schweißtreibenden Schlachten, aber ein zuckersüßer Begleiter und eine hübsch aufpolierte Story, die ein Game auf der Switch mit der beliebten Handy-App verknüpft.