Die denkwürdigsten Gaming-Ereignisse 2018

»Fortnite« & die Battle-Royale-Seuche

Den Hamburger Royal TS finde ich super, aber Battle Royale lässt mich völlig kalt. Allerdings bin ich generell kein Anhänger von Multiplayer-Spielen und möchte Spaß haben, ohne meinen bescheuerten Mitmenschen zu begegnen. Hier soll es aber nicht um mich gehen, sondern um Fortnite, das den Videospielmarkt 2018 in seinen Grundfesten erschüttern konnte. Anfangs interessierte sich kein Schwein dafür, doch dann kam der von PUBG inspirierte Battle-Royale-Modus ins Spiel. (Da fällt mir ein, dass immer noch unklar ist, warum die Klage von PUBG Corp. gegen Epic Games fallengelassen wurde.) Heute will jedes Kind Fortnite zocken und weil ein konfrontationsfreies Abendessen wichtiger ist als Jugendschutz, drücken die Eltern beide Augen zu. Das macht natürlich hellhörig und nun versuchen alle Unternehmen ein Stück vom Battle-Royale-Kuchen abzubekommen. Selbst das altehrwürdige Counter-Strike biedert sich nun als Free2Play-Shooter mit einem BR-Modus namens Danger Zone bei den Spielern an. Gerüchten zufolge sind entsprechende Modi auch für FIFA, Pokemon Go und Angry Birds geplant.

Artwork; Weihnachten (Fortnite)

NVIDIA und Echtzeit-Raytracing

Mit den neuen RTX-Grafikkarten hat NVIDIA dieses Jahr Echtzeit-Raytracing für PC-Spiele eingeführt. Früher mussten fette Superduper-Workstations stundenlang an solchen Sachen herumrechnen und heute erledigt es die Grafikkarte ganz nebenbei. Man darf die Kniffligkeit dieser Aufgabe wirklich nicht unterschätzen. Für jedes Einzelbild muss jeder einzelne Lichtstrahl in der Szene simuliert und nachverfolgt werden. Der Aufwand lohnt sich und sorgt für extrem realistische Reflexionen in Wasserpfützen, täuschend echte Sonnenstrahlen im Nebel sowie atemberaubend schöne Schatten an der Wand. Ich hätte wirklich nicht gedacht, dass sich dieses Feature derart heftig auf die grafische Präsentation auswirkt. Ok, es wird aktuell nur von ungefähr drei Spielen unterstützt und flüssiges Zocken mit 4K kann man auch vergessen, aber es sieht wirklich hübsch aus.

Reflexion eines Soldaten mit NVIDIA RTX (Battlefield V)

Ich hätte wirklich nicht gedacht, dass sich dieses Feature derart heftig auf die grafische Präsentation auswirkt.

Androiden-Schrottplatz in »Detroit: Become Human«

Keine andere Szene hinterließ bei mir so einen bleibenden Eindruck wie die Schrottplatzsequenz in Detroit: Become Human. Der sympathische Android Markus (Jesse Williams) wird auf einer Deponie entsorgt, die als letzte Ruhestätte für nicht mehr benötigte Blechköpfe dient. In der albtraumhaften Schlechtwetterfinsternis kriecht er durch Matsch und über zerstückelte Körper. Um zu überleben, muss er halb toten Artgenossen lebenswichtige Teile aus dem Körper reißen. Ein ziemlich heftiges Erlebnis, das mich nicht nur entfernt an das Weltgerichtstriptychon von Hieronymus Bosch erinnert. Wahrscheinlich versteht ihr nur Bahnhof, denn die meisten Videospieler sind nicht schlau genug, um beim Zocken einen Bezug zu klassischer Kunst herzustellen. Mir ist das Werk auch nur bekannt, weil es in einer Episode von SpongeBob Schwammkopf erwähnt wurde.

Nahaufnahme von Marcus (Detroit: Become Human)

Keine andere Szene hinterließ bei mir so einen bleibenden Eindruck wie die Schrottplatzsequenz in Detroit: Become Human.

»Mario Kart«-Toad in Trumps Hose

Ex-Pornostar Stormy Daniels behauptet, dass Donald Trumps Penis dem knuffigen Pilzkopf »Toad« aus der Videospielserie Mario Kart sehr ähnlich sieht. Mich würde interessieren, ob sie die besondere Form, die roten Flecken oder das süße Lächeln meint. Auffällig ist auch, dass Frau Daniels nur von Mario Kart spricht, obwohl der kleine Toad in diversen Nintendo-Abenteuern zu sehen ist. Dass Toad mein liebster Mario Kart-Pilot ist und ich nun gezwungen bin, einen anderen Fahrer auszuwählen, macht mich aber am meisten fertig.

»Detective Pikachu« verstört Pokemon-Fans

Vorsichtig ausgedrückt könnte man sagen, dass der Trailer zum Film Detective Pikachu nicht ganz den Erwartungen der Pokemon-Enthusiasten entspricht. Der Streifen basiert auf dem gleichnamigen 3DS-Spiel, nimmt sich dabei aber einige künstlerische Freiheiten. Zum Beispiel wird Pikachu von Ryan Reynolds gesprochen und wirkt daher wie eine gelbe Version von Deadpool. Darüber hinaus versucht der Film, den Pocket Monstern ein realistisches Uncanny-Valley-Design zu verpassen. Obwohl ich nie vom Pokemon-Virus infiziert wurde und vom Thema absolut keine Ahnung habe, finde ich den Trailer seltsam. Als hätten sich irgendwelche Freaks einen Spaß erlaubt und eine »Pikachu meets Blade-Runner«-Parodie gebastelt.

Sony erbarmt sich: Endlich PSN-Nickname ändern!

Bis Anfang 2019 müssen wir uns noch gedulden, doch dann werden PlayStation-User endlich ihre PSN-Namen ändern können! Jugendsünden wie »Zipfelklatscher2000« oder »DjBobo4Ever« gehören also schon bald der Vergangenheit an. Auch die Preise hat Sony schon verraten: Wie bei jedem guten Dealer ist das erste Mal kostenlos. Danach müssen PlayStation-Plus-Mitglieder für jede Namensänderung 5 EUR berappen, während Normalsterbliche stolze 10 EUR hinblättern sollen.

Bethesda landet mit »Fallout 76« in einer Fail-Schleife

Die Geschichte von Fallout 76 ist eine Geschichte voller Tiefschläge und ein Beweis dafür, dass die Arroganz mancher Hersteller keine Grenzen kennt. Erst veröffentlichte Bethesda ein bugverseuchtes Produkt, das wie eine Fallout 4-Fan-Modifikation aussieht und dann läuft der Krampf nicht mal flüssig. Wie kann ein Spiel trotz dieser angestaubten Optik und einem lächerlichen 24-Spieler-Limit unter derartigen Performance-Problemen leiden? Dass man sich für diesen Schrott auch noch Bethesdas hauseigenen Client installieren muss, grenzt fast schon an Zynismus. Um einen Totalflop abzuwenden, halbierte Bethesda eine Woche nach Release den Kaufpreis von Fallout 76. Gelackmeierte Vollpreis-Blecher wurden mit 500 Einheiten der In-Game-Währung »Atom« entschädigt – was dem Gegenwert von fünf Euro oder zwei Charakter-Tattoos entspricht. Anschließend stellte sich heraus, dass der 200 Euro teuren Power Armor Edition nicht die versprochene Leinentasche, sondern nur ein billiges Nylon-Exemplar beiliegt. Bethesda zeigte sich extrem reumütig und entschädigte auch diese Opfer mit 500 Atom-Einheiten. Komischerweise erhielten YouTube-Influencer keine popeligen Nylonbeutel, sondern die hochwertigeren Leinentaschen. Was jetzt noch fehlt, ist ein großer Stinkefinger, der beim Start von Fallout 76 über den Screen flimmert.

Three Vault Boys (Fallout 76)

Blizzard schockt Fans mit Handy-Diablo

Viele Fans rechneten fest mit einer Ankündigung von Diablo 4, stattdessen enthüllte Blizzard im Rahmen der Blizzcon einen Mobile-Ableger namens Diablo Immortal. Das ist so als würde man sich das neue Slayer-Album wünschen und dann liegt da plötzlich eine CD von Jimi Blue Ochsenknecht im Briefkasten. Einige enttäuschte Fans behaupten sogar, dass es sich bei Diablo Immortal um eine recycelte Version des Mobile-Games Crusaders of Light handelt. Blizzard dementiert diese Gerüchte. Videos und Fotos zeigen zwar, dass gewisse Parallelen nicht von der Hand zu weisen sind, aber von einer Kopie kann man tatsächlich nicht sprechen. Tja, trotzdem alles ziemlich dumm gelaufen. Dabei wäre es so einfach gewesen, ein Mobile-Diablo zu präsentieren, ohne Hardcore-Fans zu verärgern. Lead Designer Wyatt Cheng hätte bei seinem Auftritt einfach nur sagen müssen: »Wer hat Bock auf Diablo 4? Wir arbeiten mit Hochdruck daran und möchten das beste Diablo aller Zeiten abliefern! Hier ist ein krasser CGI-Trailer, der absolut nichts über das Spiel aussagt, aber irgendwas müssen wir euch Idioten ja zeigen! Noch können wir keinen Release-Termin nennen, aber wir haben uns etwas Cooles einfallen lassen, um euch die Wartezeit auf Diablo 4 zu versüßen: Diablo Immortal! Das erste Diablo, das in die Hosentasche passt! Das erste Diablo, das ihr kostenlos spielen könnt! Ist das nicht der Hammer? Natürlich wird es ein paar In-Game-Items für Echtgeld geben, aber darüber müsst ihr euch heute noch keine Gedanken machen, ihr kleinen Schweine! So, ich muss weg!«