Key Art (Gotham Knights)

Während einige Spiele bereits vor ihrer Veröffentlichung einen gewissen Hype verursachen und Vorschusslorbeeren einheimsen, vermochte Gotham Knights im Vorfeld keine Begeisterungsstürme hervorzurufen.

Spieler, die ein weiteres Batman-Abenteuer wollten, nannten es einen müden Abklatsch und konnten nicht verstehen, warum Warner Bros Games sich von der Geschichte des Dunklen Ritters verabschiedete. Dass im Zusammenhang mit gezeigten Spielszenen häufig das Adjektiv »altbacken« fiel, war aus Marketingsicht auch kein Vorteil.

Als die Veröffentlichung verschoben und die Last-Gen-Versionen (PS4 & Xbox One) gecancelt wurden, wuchsen die Zweifel. Vor einigen Wochen luden die Entwickler dann zum Hands-On-Termin nach Montreal und verwandelten die Skepsis in traurige Gewissheit: Gotham Knights lässt zu wünschen übrig.

Nach unserer ausführlichen Testsession können wir diesen Eindruck bestätigen. Spielerisch leistet sich Gotham Knights zwar keine groben Schnitzer, aber es hebt sich auch nicht positiv von der Masse ab. Weder die offene Spielwelt noch das Kampfsystem, die Erkundung, die Rätsel oder die Steuerung sind wirklich geil.

Gotham (Gotham Knights)

Eingefleischte DC Comics-Fans werden es lieben, in die Kostüme von Batgirl, Nightwing, Robin und Red Hood zu schlüpfen, aber letztlich bietet das Spiel nichts, was wir woanders nicht schon in besserer Form erlebt haben.

Eine Lektion in Mittelmäßigkeit

Rocksteady’s Batman wurde ständig für sein großartiges Kampfsystem gelobt; umso unverständlicher ist es, dass sich die Entwickler von Gotham Knights nicht stärker daran orientiert haben. Die Kämpfe fühlen sich spröde an, weil man zwar ausweichen, aber nicht blocken oder kontern darf.

In der Arkham-Serie boten die Schlägereien einen besonderen Flow, der uns Spieler förmlich mitriss. Das Kampfsystem war leicht zu verstehen und wurde mit dem Fortschreiten des Spielers immer komplexer. Es machte plötzlich »klick« und ging in Fleisch und Blut über. In Gotham Knights hatten wir auch nach mehreren Stunden nicht das Gefühl, unseren Rhythmus im Kampf gefunden zu haben.

Die Tatsache, dass immer nur einer von vier Helden gesteuert werden kann, sorgt auch dafür, dass man stets bestimmte Skills vermisst. Natürlich ist es der Comicvorlage geschuldet, dass sich Bat Girl und Red Hood in ihren Fähigkeiten voneinander unterscheiden, aber in Bezug auf den Spielspaß macht ein einziger Held, der alle Fähigkeiten kombiniert, einfach mehr Sinn.

Red Hood (Gotham Knights)

Dieses Manko hätte man abmildern können, indem man den Spielen gestattet, den aktiven Helden jederzeit per Knopfdruck zu wechseln. Das ist aber nur in der Basis möglich! Warum diese Einschränkung?

Dass Gotham Knights auf PS5 und Xbox Series X nur mit 30 fps läuft, obwohl es kein grafischer Meilenstein ist, finden wir seltsam. Selbst auf einem ordentlich bestückten Gaming-PC mit GeForce RTX 3090 ruckelt und zuckelt das Spiel konstant.

Wir haben sogar Raytracing deaktiviert und die Auflösung auf 2.560 x 1.440 Pixel reduziert, um eine konstant flüssige Framerate zu erzwingen, aber leider vergeblich. Mal sehen, ob sich das Performance-Problem mit zukünftigen Updates in den Griff kriegen lässt.

Im Duett wird’s nett

Die Entwickler haben mehrfach erwähnt, dass der Schwerpunkt auf der kooperativen Erfahrung liegt, und es macht in der Tat mehr Spaß, die Stadt gemeinsam mit einem Freund unsicher (bzw. sicherer) zu machen. Allerdings fanden wir uns trotzdem nach spätestens einer Stunde in Teenage Mutant Ninja Turtles: Shredder’s Revenge wieder, weil es das kurzweiligere Koop-Erlebnis bietet.

Nightwing (Gotham Knights)

Und genau das ist das Problem von Gotham Knights, denn sowohl im Singleplayer- als auch im Mehrspielerbereich gibt es aktuell deutlich spaßigere Alternativen. Wie bereits erwähnt, können wir uns aber vorstellen, dass leidenschaftliche Fans des DC-Universums dennoch ihren Spaß mit Gotham Knights haben werden.

Es ist wie ein Fertiggericht ohne Pep, in dem man lustlos herumstochert.

Fazit: In einer Zeit, in der viele Spitzentitel das Licht der Welt erblicken, bedeutet Mittelmäßigkeit den Untergang. Ich habe wirklich versucht, mit Gotham Knights Spaß zu haben, doch ich muss ganz ehrlich sein: Hätte ich keinen Test verfassen müssen, wäre das Spiel nach einer Stunde wieder von meinem Rechner geflogen.

Es ist wie ein Fertiggericht ohne Pep, in dem man lustlos herumstochert. Selbst das altbackene Saints Row-Remake bietet mehr Open-World-Fun, und das soll etwas heißen. Zumal Gotham Knights wie das schlecht optimierte Remaster eines zehn Jahre alten Titels aussieht und trotzdem nicht flüssig läuft.

Gotham Knights ist seit dem 21. Oktober für PC, PlayStation 5 und Xbox Series X|S erhältlich.